Operation
Die endoskopische Operation / minimal invasive Operation
Ein kleiner Schnitt, eine kurze Operationszeit, eine große Wirkung: Die minimal-invasive, endoskopische Operationsmethode wird bei Kraniosynostosen, also bei frühzeitigen Verknöcherungen von Schädelnähten, immer wieder angewandt. Aber was verbirgt sich hinter dem Begriff endoskopisch, was genau bedeutet minimal-invasiv – und für wen eignet sich die Methode?
Mit Hilfe eines sogenannten Endoskops, das über eine kleine Öffnung ins Innere des Körpers geführt wird, erhalten Chirurgen die Sicht auf ihr Operationsobjekt ohne große Schnitte machen zu müssen. Ein oder zwei kleine Hautschnitte genügen im Fall einer endoskopischen Operation einer Kraniosynostose, um Zugang zu den betroffenen, frühzeitig zusammengewachsenen Schädelnähten zu bekommen. Die Chirurgen entnehmen dann einen schmalen Knochenstreifen entlang der Naht um die Schädelplatten wieder voneinander zu trennen. Der Eingriff wird als minimal-invasiv bezeichnet weil nur äußerst kleine Schnitte notwendig sind.
Doch die endoskopische Operation eignet sich nicht in jedem Fall. Das betroffene Kind darf zum Zeitpunkt der Behandlung den dritten Lebensmonat noch nicht vollendet haben. Das Problem ist: Viele Eltern erhalten die Diagnose zu spät, um noch eine endoskopische Operation durchführen lassen zu können. Diejenigen Eltern, die ihrem Kind mit dem minimal-invasiven Eingriff eine große Schädel-OP ersparen wollen, müssen jedoch mit einer längeren Nachbehandlung rechnen.
Bei der endoskopischen Methode wird der durch die Kraniosynostose verformte Kopf nämlich nicht neu geformt, es werden nur die verknöcherten Platten voneinander getrennt. Deshalb ist es nötig, dass das Kind in den Monaten nach der Operation täglich bis zu 23 Stunden einen Helm trägt, der die Kopfform kontrolliert und für das gewünschte Ergebnis sorgt. Es gibt jedoch auch Kliniken, die auf eine Helmtherapie verzichten und stattdessen eine Rückenlagerung des Kindes vorziehen. Diese soll so lange erfolgen bis die Schädelnaht verschlossen ist, dies geschieht in der Regel schon nach vier Wochen nach Op, kann aber auch längere Zeit in Anspruch nehmen.
Auch wenn Eltern die Diagnose Kraniosynostose früh genug erhalten, um eine endoskopische Operation durchführen lassen zu können, werden ihnen nicht alle Ärzte dazu raten. In manchen Fällen ist von vornherein zu erkennen, dass eine formende Operationsmethode die bessere Wahl ist. Es wird immer individuell entschieden.
Umformungsoperationen bei Kraniosynostose
Wenn zwei oder mehr Schädelplatten bei einem Baby frühzeitig zusammengewachsen sind, kann es sein, dass Ärzte zu einer Operation raten – um dem Risiko des erhöhten Hirndrucks vorzubeugen oder auch aus gravierenden kosmetischen Gründen. In manchen Fällen genügt eine minimal-invasive endoskopische Operation. In anderen Fällen ist eine größere Umformungsoperation notwendig, bei der die betroffenen Schädelplatten nicht nur voneinander getrennt werden, sondern der Schädel auch in die gewünschte Form gebracht wird. Je nach Klinik wird diese umfangreichere Operation in etwa zwischen dem 5. und dem 13. Lebensmonat des Kinds durchgeführt.
Man unterscheidet generell zwei Arten von Umformungsoperationen:
Fronto-orbitale Umformung
Die fronto-orbitale Umformung wird häufig bei Kraniosynostosen angewandt, bei denen Schädelnähte im Stirnbereich betroffen sind. Dazu gehören Koronarnahtsynostosen und Frontalnahtsynostosen. Bei den betroffenen Kindern wird ein im Zickzack oder wellenförmig verlaufender Schnitt quer über den Kopf von einem Ohr zum anderen gesetzt. Die Chirurgen gelangen so an die Schädelknochen der Stirnregion inklusive der oberen Anteile der Augenhöhlen. Die Knochen werden entnommen und physiologisch korrekt modelliert. Anschließend wird bei der Wiedereinsetzung eine Vorverlagerung (Überkorrektur) vorgenommen, die meist mit kleinen Schrauben und Plättchen fixiert wird.
Eine resorbierbare, also sich im Laufe der Zeit selbst auflösende Platte, hält die Knochen in der neuen Form. Bei Verwendung sich selbst auflösender Materialien ist ein zweiter Eingriff zur Entnahme der Materialien nicht notwendig. Es gibt jedoch auch Klinken die Titan als Material bevorzugen, auch wenn nach drei Monaten eine weitere, kleine Operation erfolgen muss. Die neu geformte Stirn hält auch Stöße aus, der Kopf muss also nicht stark geschont werden. In den ersten Tagen nach der Operation kommt es für gewöhnlich zu einer starken Schwellung am Kopf, die recht schnell wieder zurückgeht. Im Normalfall benötigen die Kinder nach wenigen Tagen keine Schmerzmittel mehr und bleiben keine ganze Woche im Krankenhaus. Die Operation dauert im Schnitt in etwa drei Stunden. Hinzu kommt die Vor- und Nachbereitung der Operation.
Parieto-okzipitale Umformung
Wenn Schädelplatten am Hinterkopf frühzeitig zusammengewachsen sind, zum Beispiel bei der Lambdanahtsynostose, kann die parieto-okzitale Umformung als Operationsmethode angewandt werden. Ähnlich wie bei der fronto-orbitalen Umformung kann auch hier der Knochen entnommen, neu geformt und wieder eingesetzt werden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, den gesamten hinteren Schädelbereich mäanderförmig einzuschneiden und die dadurch entstehenden Knochenzungen so zu fixieren, dass das Schädelvolumen im betroffenen Bereich vergrößert wird.
Dekompressionsoperation
Die Sagittalnahtsynostose, also die Verknöcherung der Schädelnaht, die oben längs über den Kopf verläuft, ist die häufigste Form der Kraniosynostose. Die betroffenen Kinder haben eine lange, schmale Kopfform. Stirn und Hinterkopf sind in unterschiedlicher Verteilung stark ausgewölbt und es besteht die Gefahr des gefährlich erhöhten Hirndrucks. Der chirurgische Eingriff besteht darin, einen Knochenstreifen entlang der verknöcherten Naht zu entnehmen und strahlenförmige Schnitte in den Schädelknochen zu setzen. Auf diese Weise kann das Gehirn die entstehenden Knochenlaschen weiter auseinanderdrücken. In den folgenden Monaten kommt es an neuen Positionen zu gewünschten Verknöcherungen. Der Kopf kann so auch in die Breite wachsen, Stirn und Hinterkopf bilden sich weniger prominent aus.
Behandlungsmethoden bei älteren Kindern und Jugendlichen
Da der Schädel im ersten Lebensjahr enorm wächst, ist die Operation in diesem frühen Alter sinnvoll. Mit Einschränkungen sind operative Eingriffe auch später noch möglich, müssen aber stets individuell geplant werden.