Seelische Belastungen

OP – ja oder nein? Oft entscheiden die Eltern

Ob ein Nahtverschluss operiert wird, entscheiden meist die Eltern. Denn oft gibt es keine absolute Notwendigkeit zu operieren. Eine Synostose ist nicht lebensbedrohlich und viele Betroffene können ohne Operation ohne Einschränkungen durchs Leben gehen. 


Behandelnde Ärztinnen und Ärzte sprechen in der Regel nur eine Empfehlung für oder gegen eine OP aus, je nachdem, welche und wie viele Nähte betroffen sind und wie stark die Ausprägung der Synostose ist. Außerdem sind einige Ärzte allgemein zurückhaltender als andere, was die Empfehlung einer OP betrifft. Manche messen psychosozialen Faktoren – wird das Kind wegen seines besonderen später Aussehens gehänselt? – mehr Bedeutung bei als andere.

Das bedeutet für die Eltern Stress: Sie müssen zu einem Zeitpunkt, wo ihr Kind noch sehr klein ist, innerhalb von wenigen Wochen eine Entscheidung über einen großen medizinischen Eingriff treffen. „Wenn das Kind operiert wird und es passiert ihm etwas? Wenn wir keine OP durchführen lassen: Kommt es später vielleicht zu Hirndruck? Verwächst sich alles noch? Und was wird mein Kind später sagen, wenn es groß ist? Hätte es einen Eingriff gewollt?“ – diese oder ähnliche Fragen begleiten viele Eltern in dieser Zeit und sorgen manchmal für schlaflose Nächte.

Die seelische Belastung ist groß und Eltern können sich in dieser Zeit Hilfe holen. Oft hilft der Austausch mit anderen Betroffenen, die ähnliche Situationen erlebt haben. Auf Facebook hat deshalb eine Mutter die Gruppe „Kraniosynostose-Kids in Deutschland“ gegründet. Dort treffen sich Eltern und tauschen sich über ihre Erfahrungen aus. Wem das nicht ausreicht, kann mit einem Seelsorger sprechen, sich an einen Psychotherapeuten oder eine Beratungsstelle z.B. der Caritas wenden. Das wichtigste in dieser Zeit ist, dass Eltern auch für sich selbst sorgen, um ihr Kind gut begleiten zu können.

Seelische Belastungen für… 
… operierte Kinder

Viele Eltern haben nicht nur Bedenken vor den Risiken, die im Operationssaal auftreten können, sie machen sich auch Sorgen, wie ihr Kind die OP verkraftet. Und tatsächlich: Ein Teil der Kinder schläft nach der OP für einige Wochen schlechter, ist tagsüber besonders anhänglich. Wie gut und wie schnell der Nachwuchs den Eingriff verkraftet, ist von Kind zu Kind verschieden. Doch wenn Mutter und Vater ihr Kind liebevoll begleiten und für es da sind, lassen diese Anzeichen von psychischer Belastung oft bald wieder nach.

… unoperierte Kinder

In Arztbriefen steht häufig der Begriff der „psychosozialen“ oder „ästhetischen“ Indikation. Gemeint ist damit: Wer im Kindes- und im Erwachsenenalter eine auffällige Kopfform hat, fühlt sich damit vielleicht nicht wohl oder wird von Gleichaltrigen gehänselt. Betroffene berichten glücklicherweise nur selten über solche Vorfälle. Aber auch hier sind zunächst die Eltern gefragt, ihrem Kind den Rücken zu stärken und ggf. vor Gleichaltrigen zu schützen. Gespräche mit Lehrerinnen und Lehrern, Erziehern oder Schulsozialarbeitern können helfen, solche Situationen zu lösen.